4. Das seelsorgerliche Handeln der Gemeinde (Gemeindezucht)
"Seelsorge" ist ein oft mißverstandener Begriff in unseren Gemeinden. Eigentlich handelt es sich bei der Seelsorge um die geistliche Pflege der Gemeinde oder des einzelnen.
"parakaleo": trösten, ermahnen (wörtlich: "begleiten")
Hebr 3,13 | "sondern ermahnt euch selbst alle Tage, solange es 'heute' heißt, daß nicht jemand unter euch verstockt werde durch den Betrug der Sünde." |
"nutheteo": den Sinn zurechtsetzen, ans Herz legen
Kol 1,28 | "Den verkündigen wir und ermahnen alle Menschen und lehren alle Menschen in aller Weisheit, damit wir einen jeden Menschen in Christus vollkommen machen." |
(1) Seelsorgerliche Verkündigung
Die Briefe des NT richten sich größtenteils an Gemeinden. Wir lernen, wie die großen Lehren sofort seelsorgerlich angewandt werden. Wir finden keine "Schaufensterauslagen", sondern Angebote mit der Aufforderung der Anwendung. Die NT-Verkündigung ist zupackend. Dabei werden Einzelfälle in den betreffenden Gemeinden verkündigungsgemäß aufgegriffen und abgehandelt.
Seelsorgerliche Verkündigung bedeutet also "prophetische Anwendung" des Wortes Gottes. Sie ist die Anwendung des Wortes Gottes in eine bestimmte Situation.
Z.B. im Korintherbrief:
Paulus benutzt die Plattform der lehrmäßigen, öffentlichen Verkündigung, um Fragen und Probleme seelsorgerlich zu klären. Die Gemeinde wird gepflegt.
Seelsorgliche Verkündigung bedeutet eine ungeheure Herausforderung. Doch durch sie wird auch die Einzelseelsorge der Gemeindeglieder untereinander aktiviert.
Aktive Einzelseelsorge der Gemeindeglieder untereinander ist das Geheimnis einer "gepflegten" Gemeinde. Gemeindeleben ist verbindliches Leben in der Gemeinschaft.
1.Kor 12,25 | "damit im Leib keine Spaltung sei, sondern die Glieder in gleicher Weise füreinander sorgen." |
Eph 4,16 | "von dem aus der ganze Leib zusammengefügt ist und ein Glied am andern hängt durch alle Gelenke, wodurch jedes Glied das andere unterstützt nach dem Maß seiner Kraft und macht, daß der Leib wächst und sich selbst aufbaut in der Liebe." |
Röm 15,14 | "Ich weiß aber selbst sehr wohl von euch, liebe Brüder, daß auch ihr selber voll Güte seid, erfüllt mit aller Erkenntnis, so daß ihr euch untereinander ermahnen könnt." |
ANREGUNG:
b) Seelsorge und Gemeindezucht
Wenn von Gemeindezucht die Rede ist, denkt man unwillkürlich an den Ausschluß eines Mitgliedes aus der lokalen Gemeinde. Der kann zwar auch dazugehören, ist aber eigentlich die extremste Maßnahme, die nur dann zu ergreifen ist, wenn alles andere ohne Wirkung bleibt.
Gemeindezucht ist in erster Linie Gemeindepflege. Darum ist das Vorhandensein von Gemeindezucht das Gesundheitsbarometer einer Gemeinde. Da, wo intensive Seelsorge nicht zum Erfolg führte, muß die Gemeindezucht einsetzen. Sie ist die Fortsetzung der Seelsorge.
"Gemeinde"zucht finden wir schon im AT. Dort bezieht sie sich auf die "Gemeinde in der Wüste" - das Volk Israel. Der Herr gibt Anweisungen, was mit solchen geschehen soll, die durch ihre Sünde das gesamte Volk verunreinigen (z.B. Achan Jos 7).
Gott haßt Zuchtlosigkeit:
2.Mose 32,25 | "Als nun Mose sah, daß das Volk zuchtlos geworden war - denn Aaron hatte sie zuchtlos werden lassen zum Gespött ihrer Widersacher -," |
Sein Geist ist ein Geist der Zucht:
2.Tim 1,7 | "Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit." |
Zucht und Erziehung gehen zusammen:
1.Thess 5,14 | "Wir ermahnen euch aber, liebe Brüder: Weist die Unordentlichen zurecht, tröstet die Kleinmütigen, tragt die Schwachen, seid geduldig gegen jedermann." |
Wir sollen züchtig in dieser Welt leben:
Tit 2,12 | "und nimmt uns in Zucht, daß wir absagen dem ungöttlichen Wesen und den weltlichen Begierden und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt leben" |
Die Gemeindezucht hat nie mit Ungläubigen zu tun, sondern stets mit solchen, die sich gläubig nennen und sich zur Gemeinde zählen.
1.Kor 5,9-12 | "Ich habe euch in dem Brief geschrieben, daß ihr nichts zu schaffen haben sollt mit den Unzüchtigen. Damit meine ich nicht allgemein die Unzüchtigen dieser Welt oder die Geizigen oder Räuber oder Götzendiener; sonst müßtet ihr ja die Welt räumen. Vielmehr habe ich euch geschrieben: Ihr sollt nichts mit einem zu schaffen haben, der sich Bruder nennen läßt und ist ein Unzüchtiger oder ein Geiziger oder ein Götzendiener oder Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber; mit so einem sollt ihr auch nicht essen. Denn was gehen mich die draußen an, daß ich sie richten sollte? Habt ihr nicht die zu richten, die drinnen sind?" |
Die Einführung der Staatskirche bedeutete das Ende der Gemeindezucht. Die Volkskirche hebt die Grenzen zwischen Gemeinde und Welt auf, die die Gemeindezucht wahren sollte. Ein Eintritt in eine Gemeinde setzt Mitgliedschaft, der eine Bekehrung zu Grunde liegt, voraus - dann ist ein Wechsel der Gemeinde ohne Klärung der Vergangenheit nicht möglich.
c) Anlaß der Gemeindezucht
Es geht in der Gemeindezucht nicht um Moralbegriffe einer Gemeinde; letztlich nicht einmal um die Gemeinde selbst, sondern um den Herrn Jesus Christus.
2.Kor 13,5 | "Erforscht euch selbst, ob ihr im Glauben steht; prüft euch selbst! Oder erkennt ihr euch selbst nicht, daß Jesus Christus in euch ist? Wenn nicht, dann wärt ihr ja untüchtig." |
Christus aber will eine Gemeinde, die heilig ist!
Eph 5,27 | "sie vor sich stelle als eine Gemeinde, die herrlich sei und keinen Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern die heilig und untadelig sei." |
Die Gemeinde wird in ihrem Zeugnis für Christus nicht von außen her gehindert, sondern immer nur von innen. Weil die Gemeinde von innen bedroht ist, muß sie wachsam sein.
Apg 20,28-31 | "So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der heilige Geist eingesetzt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes, die er durch sein eigenes Blut erworben hat. Denn das weiß ich, daß nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch kommen, die die Herde nicht verschonen werden. Auch aus eurer Mitte werden Männer aufstehen, die Verkehrtes lehren, um die Jünger an sich zu ziehen. Darum seid wachsam und denkt daran, daß ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht abgelassen habe, einen jeden unter Tränen zu ermahnen." |
1.Kor 5,6-7 | "Euer Rühmen ist nicht gut. Wißt ihr nicht, daß ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? Darum schafft den alten Sauerteig weg, damit ihr ein neuer Teig seid, wie ihr ja ungesäuert seid. Denn auch wir haben ein Passalamm, das ist Christus, der geopfert ist." |
In der Bibel werden konkrete Sünden genannt, die unter die Gemeindezucht fallen sollen, z.B.:
Mt 18,17 | "Hört er auf die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und Zöllner." |
Röm 16,17-18 | "Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, daß ihr euch in acht nehmt vor denen, die Zwietracht und Ärgernis anrichten entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, und euch von ihnen abwendet. Denn solche dienen nicht unserm Herrn Jesus Christus, sondern ihrem Bauch; und durch süße Worte und prächtige Reden verführen sie die Herzen der Arglosen." |
1.Kor 5,1+11 | "Überhaupt geht die Rede, daß Unzucht unter euch ist, und zwar eine solche Unzucht, wie es sie nicht einmal unter den Heiden gibt: daß einer die Frau seines Vaters hat. [...] Vielmehr habe ich euch geschrieben: Ihr sollt nichts mit einem zu schaffen haben, der sich Bruder nennen läßt und ist ein Unzüchtiger oder ein Geiziger oder ein Götzendiener oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber; mit so einem sollt ihr auch nicht essen." |
2.Thess 3,6+14 | "Wir gebieten euch aber, liebe Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, daß ihr euch zurückzieht von jedem Bruder, der unordentlich lebt und nicht nach der Lehre, die ihr von uns empfangen habt. [...] Wenn aber jemand unserm Wort in diesem Brief nicht gehorsam ist, den merkt euch und habt nichts mit ihm zu schaffen, damit er schamrot werde." |
Es muß aber betont werden, daß Gemeindezucht und eventl. Ausschluß nicht aufgrund einer oder vielen Sünden erfolgen, die das Gemeindeglied begangen hat, sondern aufgrund des Beharrens in der Sünde trotz wiederholter Ermahnung. Gemeindezucht mit Ausschluß ist nicht Strafe für den Irrweg, sondern sie muß erfolgen, weil keine Bereitschaft zur Umkehr gezeigt wird.
2.Kor 12,21 | "Ich fürchte, wenn ich abermals komme, wird mein Gott mich demütigen bei euch, und ich muß Leid tragen über viele, die zuvor gesündigt und nicht Buße getan haben für die Unreinheit und Unzucht und Ausschweifung, die sie getrieben haben." |
Es ist wichtig, daß wir den Unterschied zwischen der Tat der Sünde und der Haltung zur Sünde beachten. Verteidige ich meine Sünde oder bereue ich sie und bin bereit, sie sofort zu lassen?
1.Joh 1,7-9 | "Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde. Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit." |
Spr 28,13 | "Wer seine Sünde leugnet, dem wird's nicht gelingen; wer sie aber bekennt und läßt, der wird Barmherzigkeit erlangen." |
d) Ziel der Gemeindezucht
Das Ziel aller Züchtigung ist zweifach:
Hebr 12,10-11 | "Denn jene haben uns gezüchtigt für wenige Tage nach ihrem Gutdünken, dieser aber tut es zu unserm Besten, damit wir an seiner Heiligkeit Anteil erlangen. Jede Züchtigung aber, wenn sie da ist, scheint uns nicht Freude, sondern Leid zu sein, danach aber bringt sie als Frucht denen, die dadurch geübt sind, Frieden und Gerechtigkeit." |
Zusätzlich zu dem, was oben schon gesagt ist - daß Gemeindezucht ein Erziehen ist -, zeigt uns das NT, daß es bei der Gemeindezucht eigentlich nicht um den Ausschluß aus der Gemeinde geht, sondern darum, daß
2.Kor 2,7-8+11 | "so daß ihr nun ihm desto mehr vergeben und ihn trösten sollt, damit er nicht in allzu große Traurigkeit versinkt. Darum ermahne ich euch, daß ihr ihm Liebe erweist. [...] damit wir nicht übervorteilt werden vom Satan; denn uns ist wohl bewußt, was er im Sinn hat." |
1.Kor 5,5 | "soll dieser Mensch dem Satan übergeben werden zum Verderben des Fleisches, damit der Geist gerettet werde am Tage des Herrn." |
2.Thess 3,14-15 | "Wenn aber jemand unserm Wort in diesem Brief nicht gehorsam ist, den merkt euch und habt nichts mit ihm zu schaffen, damit er schamrot werde. Doch haltet ihn nicht für einen Feind, sondern weist ihn zurecht als einen Bruder." |
Bei biblischer Gemeindezucht geht es nicht um Vergeltung, sondern um Liebe und Reinigung, damit "mehr Frucht entsteht" (Lk 13,6ff; Joh 15,2)
ANREGUNG:
Der Zweck der Gemeindezucht ist zuletzt die Ehre Gottes. Durch Menschen, die sich als Gemeindeglieder ausgeben und nicht dementsprechend leben, wird der Name Gottes verunehrt.
Falsch verstandene Gemeindezucht wäre
e) Durchführung der Gemeindezucht
Zunächst betrachten wir die verschiedenen Personen, die Gemeindezucht ausüben:
Apg 20,28 | "So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der heilige Geist eingesetzt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes, die er durch sein eigenes Blut erworben hat." |
2.Kor 13,10 | "Deshalb schreibe ich auch dies aus der Ferne, damit ich nicht, wenn ich anwesend bin, Strenge gebrauchen muß nach der Vollmacht, die mir der Herr gegeben hat, zu erbauen, nicht zu zerstören." |
Offb 3,14 | "Und dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: Das sagt, der Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes:" |
Mt 18,17 | "Hört er auf die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er auch auf die emeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und Zöllner." |
1.Kor 5,13 | "Gott aber wird, die draußen sind, richten. Verstoßt ihr den Bösen aus eurer Mitte!" |
Grundsätzlich: Die Person des Betroffenen und die zu behandelnde Sache müssen getrennt werden!
Bei der Gemeindezucht sind verschiedene Einstellungen zu prüfen:
Mt 7,1 | "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet." |
Mt 7,3-5 | "Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge? Oder wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen?, und siehe, ein Balken ist in deinem Auge. Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach sieh zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst." |
1.Kor 9,27 | "sondern ich bezwinge meinen Leib und zähme ihn, damit ich nicht andern predige und selbst verwerflich werde." |
Ehrliche Selbstzucht ist eine wichtige Voraussetzung.
2.Thess 3,15 | "Doch haltet ihn nicht für einen Feind, sondern weist ihn zurecht als einen Bruder." |
2.Kor 2,7-8 | "so daß ihr nun ihm desto mehr vergeben und ihn trösten sollt, damit er nicht in allzu große Traurigkeit versinkt. Darum ermahne ich euch, daß ihr ihm Liebe erweist." |
Es darf aber auch kein Ansehen der Person geben:
Joh 7,24 | "Richtet nicht nach dem, was vor Augen ist, sondern richtet gerecht." |
2.Kor 12,20 | "Denn ich fürchte, wenn ich komme, finde ich euch nicht, wie ich will, und ihr findet mich auch nicht, wie ihr wollt, sondern es gibt Hader, Neid, Zorn, Zank, üble Nachrede, Verleumdung, Aufgeblasenheit, Unordnung." |
2.Kor 13,1 | "Jetzt komme ich zum dritten Mal zu euch. 'Durch zweier oder dreier Zeugen Mund soll jede Sache bestätigt werden'" |
Gemeindezucht wird in dem Vertrauen geübt, daß der Gezüchtigte Buße tut, umkehrt und wieder in die Gemeinde aufgenommen werden möchte und kann.
Ein Ausschluß aus der Gemeinde findet unter Beugung und Bekenntnis des eigenen Versagens statt. Der einzelne und die Gemeinde müssen hier immer wieder an das Wort des Paulus denken:
1.Kor 10,12 | "Darum, wer meint, er stehe, mag zusehen, daß er nicht falle." |
Gal 6,1b | "so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigen Geist, ihr, die ihr geistlich seid; und sieh auf dich selbst, daß du nicht auch versucht werdest." |
So ist Gemeindezucht immer zweiseitig, sie wirkt auf beiden Seiten.
Biblische Gemeindezucht geschieht in Liebe ("Zucht ist das extreme Ende der Liebe"). Sie geschieht in einer Liebe, die weint und um ein großes Maß von Verständnis betet. Aber es ist auch eine Liebe, die an Jesus Christus gebunden ist, der von den Seinen unbedingten Gehorsam fordert. Niemand kann liebevoller sein als der Herr Jesus selbst. Auch wenn eine Gemeinde in dieser gottgegebenen Liebe handelt, wird es immer wieder geschehen, daß der Gezüchtigte - oder andere - der Gemeinde Lieblosigkeit vorwerfen und es zu Spaltungen kommen kann.
Die NT_Briefe zeigen in vielen Ausdrücken verschiedene Formen der Gemeindezucht. Wir könnten sie vielleicht folgendermaßen zusammenfassen:
Apg 20,31 | "Darum seid wachsam und denkt daran, daß ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht abgelassen habe, einen jeden unter Tränen zu ermahnen." |
1.Thess 5,14 | "Wir ermahnen euch aber, liebe Brüder: Weist die Unordentlichen zurecht, tröstet die Kleinmütigen, tragt die Schwachen, seid geduldig gegen jedermann." |
2.Tim 4,2 | "Predige das Wort, steh dazu, es sei zur Zeit oder zur Unzeit; weise zurecht, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre." |
Oft würde es nicht mehr als ein konkretes Ermahnen benötigen. Wo offen die Wahrheit gesagt wird, kann rechtzeitig weiterer Schaden vermieden werden (z.B. keimende Freundschaft zwischen Gläubigen und Ungläubigen) Dieses Vorgehen ist mit einer ambulanten Behandlung vergleichbar.
Röm 16,17 | "Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, daß ihr euch in acht nehmt vor denen, die Zwietracht und Ärgernis anrichten entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, und euch von ihnen abwendet." |
Tit 3,10 | "Einen ketzerischen Menschen meide, wenn er einmal und noch einmal ermahnt ist," |
2.Thess 3,6 | "Wir gebieten euch aber, liebe Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, daß ihr euch zurückzieht von jedem Bruder, der unordentlich lebt und nicht nach der Lehre, die ihr von uns empfangen habt." |
2.Joh 10-11 | "Wenn jemand zu euch kommt und bringt diese Lehre nicht, so nehmt ihn nicht ins Haus und grüßt ihn auch nicht. Denn wer ihn grüßt, der hat teil an seinen bösen Werken." |
Hier geht es nicht um ein pharisäisches Besserdünken, sondern um ein kategorisches Verneinen der Gemeinschaft, die letztlich dem Zweck dient, Sünde zu verbreiten. Gemiedene müssen spüren, daß sie für ihren Lebenswandel (Sünde) kein offenes Ohr (Echo) finden.
1.Kor 5 | s.d. |
Wir haben es mit einem operativen Eingriff - einer "Amputation" - zu tun.
Bei der Durchführung der Gemeindezucht stehen verschiedene Mittel zur Verfügung:
Mt 18,15-17 | "Sündigt aber dein Bruder an dir, so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Hört er nicht auf dich, so nimm noch einen oder zwei zu dir, damit jede Sache durch den Mund von zwei oder drei Zeugen bestätigt werde. Hört er auf die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und Zöllner." |
Wir finden Gespräche auf drei Ebenen. Wo dies nicht möglich ist, finden wir auch die Möglichkeit des Briefes.
2.Kor 13,10 | "Deshalb schreibe ich auch dies aus der Ferne, damit ich nicht, wenn ich anwesend bin, Strenge gebrauchen muß nach der Vollmacht, die mir der Herr gegeben hat, zu erbauen, nicht zu zerstören." |
f) Folgen der Gemeindezucht
Im AT wurde der Sünder durch physische (leibliche) Strafe - oft durch den Tod - aus dem Volk entfernt.
3.Mose 24,10-14 | s.d. |
Jos 7 |
Im NT hat die Gemeinde kein Recht, leiblich zu strafen. Sie hat aber die schwere Aufgabe, das Glied, das nicht bereit ist, sich von der Sünde zu trennen, aus der Gemeinschaft (Mitgliedschaft) zu entfernen: (s. 2.Thess 3,15)
Zu den Gottesdiensten darf und soll der Ausgeschlossene gern weiter kommen. Denn er soll ja durch das Wort Gottes wieder zu Gott zurückgerufen werden. Allerdings gilt auch hier:
1.Kor 5,11 | "Vielmehr habe ich euch geschrieben: Ihr sollt nichts mit einem zu schaffen haben, der sich Bruder nennen läßt und ist ein Unzüchtiger oder ein Geiziger oder ein Götzendiener oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber; mit so einem sollt ihr auch nicht essen!" |
Vielleicht kann die Gemeinde jemand bestimmen, der den seelsorglichen Dienst offiziel an der ausgeschlossenen Person übernimmt.
Ein Gemeindeausschluß bezieht sich nur auf die lokale Gemeinde. Menschen können keinen anderen Menschen in den Leib Christi eingliedern; genauso können sie niemanden aus der Familie Gottes entfernen. Aber wie es Aufgabe der Gemeinde ist, einen Gläubigen an ihrem Ort aufzunehmen, ihm Hilfe, Gemeinschaft und Korrektur zu geben und ihn in die Mitarbeit einzubeziehen, - so ist es auch ihre Aufgabe, ihn aus ihrem Kreis zu entfernen, wenn er nicht mehr bereit ist, seiner Berufung gemäß zu leben.
Ein Gemeindeausschluß stellt sowohl an die Gemeinde als auch an deren Älteste hohe geistliche Anforderungen. Daran wird noch einmal deutlich, daß das Instrument der Gemeindezucht in besonderer Weise der Pflege und dem Wachstum der Gemeinde dient.
ANREGUNG:
In der Gemeinde gibt es "Randfragen", über die man verschiedener Meinung sein kann. Wo ist die Grenze zur Gemeindezucht? Wie verhalten wir uns bei solchen Fragen?
Röm 14 sagt:
Wie schnell richtet der "Schwache", und der "Starke" verachtet"!