V. Kapitel: Die Organisation der Gemeinde

 

Wir sprechen in diesem Kapitel von der Organisation der einzelnen örtlichen Gemeinden. Es ist falsch zu behaupten, die ersten Christengemeinden hätten keine Organisation gekannt. Die Schrift zeigt uns sogar eine reich entfaltete Organisation, deren Entstehung allerdings nicht immer genau zu verfolgen ist. Eine Gruppe von Christen mag ohne jegliche Organisation auskommen; aber das, was das NT "Gemeinde" nennt, ist ein Organismus mit einer bestimmten Organisation.

Das nun folgende Studium hilft uns einzusehen, daß sich eine lokale Gemeinde nicht nach Belieben organisieren kann. Für das Gemeindeleben finden sich Vorbild und Maßstab im NT. Leider begegnen wir gerade auf diesem Gebiet mancher willkürlichen (lies: "denominationellen") Auslegung. So sagte schon Paulus:

Röm 15,20 "Dabei habe ich meine Ehre darein gesetzt, das Evangelium zu predigen, wo Christi Name noch nicht bekannt war, damit ich nicht auf einen fremden Grund baute,"

 

1. Die äußeren Faktoren

 

a) Namen der Gemeinde

Im NT nennt sich eine Gemeinde mit dem Namen der Stadt oder des Ortes, an dem sie zusammen-kommt. Manchmal trägt sie auch den Namen eines Hauses:

1.Kor 1,2 "an die Gemeinde Gottes in Korinth, an die Geheiligten in Christus Jesus, die berufenen Heiligen samt allen, die den Namen unsres Herrn Jesus Christus anrufen an jedem Ort, bei ihnen und bei uns:"
Röm 16,5 "Grüßt auch die Gemeinde in ihrem Hause. Grüßt Epänetus, meinen Lieben, der aus der Provinz Asien der Erstling für Christus ist."

 

b) Versammlungsort

Apg 1,13a "Und als sie hineinkamen, stiegen sie hinauf in das Obergemach des Hauses, wo sie sich aufzuhalten pflegten:"
Apg 2,46 "Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen"
Apg 3,11 "Als er sich aber zu Petrus und Johannes hielt, lief alles Volk zu ihnen in die Halle, die da heißt Salomos, und sie wunderten sich sehr."
Apg 12,12 "Und als er sich besonnen hatte, ging er zum Haus Marias, der Mutter des Johannes mit dem Beinamen Markus, wo viele beieinander waren und beteten."
Apg 19,9 "Als aber einige verstockt waren und nicht glaubten und vor der Menge übel redeten von der Lehre, trennte er sich von ihnen und sonderte auch die Jünger ab und redete täglich in der Schule des Tyrannus."

Aus dem AT wissen wir, daß es festgelegte Anbetungsstätten gab. Sie waren verbunden mit dem Altar.

Joh 4,20-21 "Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten soll. Jesus spricht zu ihr: Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit, daß ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet."

Hier wird diese Tatsache durch die Frage der Samariterin in ein neues Licht gestellt. Es gibt nach dem NT keine festgelegten Gottesdienststätten. Der Opferaltar des AT ist erfüllt und abgelöst durch den Herrn.

Offb 19,13 "..., und sein Name ist: Das Wort Gottes."

Mt 18,20 "Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen."

Gemeinde ist nicht da, wo ein sogenannter "sakraler" Raum ist, sondern da, wo Jesus mitten unter ihnen sein kann.

Apg 7,48 "Aber der Allerhöchste wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind, wie der Prophet spricht:"
Apg 17,24 "Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind."

 

ANREGUNGEN:

 

c) Versammlungszeit

Apg 20,7 "Am ersten Tag der Woche aber, als wir versammelt waren, das Brot zu brechen, predigte ihnen Paulus, und da er am nächsten Tag weiterreisen wollte, zog er die Rede hin bis Mitternacht."
1.Kor 16,2 "An jedem ersten Tag der Woche lege ein jeder von euch bei sich etwas zurück und sammle an, soviel ihm möglich ist, damit die Sammlung nicht erst dann geschieht, wenn ich komme."

Warum kamen die Jünger nicht mehr vorrangig am Sabbat zusammen? Wahrscheinlich weil ihr Heiland und Meister am ersten Tag der Woche auferstanden ist.

Mt 28,1 "Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria von Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen."
Lk 24,1 "Aber am ersten Tag der Woche sehr früh kamen sie zum Grab und trugen bei sich die wohlriechenden Öle, die sie bereitet hatten."
Joh 20,19+26 "Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! [...] Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen versammelt, und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch!"

Durch Sein zweimaliges Erscheinen im Jüngerkreis hat Jesus, der Herr, - wie es scheint - den ersten Tag eingesetzt. Damit war der Sabbat abgelöst, und die Gemeinde feierte den 1. Tag der Woche (Achtung: heute neue Zählung!).

Allerdings läßt es sich nicht beweisen, daß der Sabbat verboten noch daß der Sonntag geboten ist.

Kol 2,16 "So laßt euch nun von niemandem ein schlechtes Gewissen machen wegen Speise und Trank oder wegen eines bestimmten Feiertages, Neumondes oder Sabbats."

Zu einem gesetzlichen Feiertag wurde der Sonntag erst im 4. Jahrhundert erklärt (Endgültiger Beschluß erst auf dem Konzil zu Nicäa).

 

2. Die Formen der Gemeinschaft

Vorbemerkung: "Gottesdienst" wird als Bezeichnung für eine besondere Versammlung in der Bibel nicht gefunden. Es bleiben zwei Möglichkeiten der biblischen Bezeichnung von "Gottesdienst":

Mt 18,20 "Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen."
Joh 20,19 "Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch!"

Vgl. Apg 1,4; 2,1; 4,31

1.Kor 11,18+20 "Zum ersten höre ich: Wenn ihr in der Gemeinde zusammenkommt, sind Spaltungen unter euch; und zum Teil glaube ich's. [...] Wenn ihr nun zusammenkommt, so hält man da nicht das Abendmahl des Herrn."
1.Kor 14,26 "Wie ist es denn nun, liebe Brüder? Wenn ihr zusammen-kommt, so hat ein jeder einen Psalm, er hat eine Lehre, er hat eine Offenbarung, er hat eine Zungenrede, er hat eine Auslegung. Laßt es alles geschehen zur Erbauung!"

Die Pflege der Gemeinschaft (griech.: koinonia. Die Griechen verstanden unter koinon jede Art von politischer Gemeinschaft - bis hin zu Stadtstaaten-Bündnissen) spielte in den ersten Gemeinden eine große Rolle.

Die ersten Gemeinden hatten keine vorgegebenen oder festgelegten Formen. Sie ließen sich vom Heiligen Geist leiten. Daher sehen wir eine Vielfalt von Formen. Die Gemeinschaft spielte sich auf der Ebene des ganzen Menschen (Geist, Seele, Leib) ab.

Je nach Verantwortlichkeit der zu entscheidenden Punkte traf man sich mit der ganzen Gemeinde oder nur mit einem Teil.

Apg 2,44 "Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam."
Apg 6,2 "Da riefen die Zwölf die Menge der Jünger zusammen und sprachen: Es ist nicht recht, daß wir für die Mahlzeiten sorgen und darüber das Wort Gottes vernachlässigen."
Apg 14,27 "Als sie aber dort ankamen, versammelten sie die Gemeinde und verkündeten, wieviel Gott durch sie getan und wie er den Heiden die Tür des Glaubens aufgetan hätte."

s.a. Apg 15,22+30-31; 20,7; 1.Thess 5,27

Apg 20,17 "Aber von Milet sandte er nach Ephesus und ließ die Ältesten der Gemeinde rufen."
Apg 15,6 "Da kamen die Apostel und die Ältesten zusammen, über diese Sache zu beraten."
Apg 21,18 "Am nächsten Tag aber ging Paulus mit uns zu Jakobus, und es kamen die Ältesten dorthin."
Apg 13,1-2 "Es waren aber in Antiochia in der Gemeinde Propheten und Lehrer, nämlich Barnabas und Simeon, genannt Niger, und Luzius von Kyrene und Manaen, der mit dem Landesfürsten Herodes erzogen worden war, und Saulus. Als sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der heilige Geist: Sondert mir aus Barnabas und Saulus zu dem Werk, zu dem ich sie berufen habe."
1.Kor 14,23 "Wenn nun die ganze Gemeinde an einem Ort zusammenkäme und alle redeten in Zungen, es kämen aber Unkundige oder Ungläubige hinein, würden sie nicht sagen, ihr seid von Sinnen?"

 

a) Ausdrucksformen

Wir betonen, daß dem Verkündigen des Wortes Gottes eine überragende Rolle zukam.

Kol 3,16 "Laßt das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen."

Heute finden wir leider in vielen Zusammenkünften einen Substanzschwund. Statt das Wort zu vernachlässigen, müssen wir es wieder betonen! Nur so kann gewährleistet werden, daß bei aller Vielfalt der Gemeinschaftsformen Gott im Mittelpunkt des Gottesdienstes steht. Er selbst muß zu Wort kommen!

 

(1) Apostel Lehre

Apg 2,42 "Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet."

Die von Gott bevollmächtigten Lehrer erfüllen ihren Auftrag.

Eph 4,11 "Und er hat einige als Apostel eingesetzt, einige als Propheten, einige als Evangelisten, einige als Hirten und Lehrer"

Vgl. Apg 11,26; 15,35+41; 18,11; 2.Tim 4,2; Tit 1,9; 2,15

 

(2) Gemeinschaft

Apg 2,42 "Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet."

In der Gemeinschaft werden die Gaben des Geistes eingesetzt (s. 1.Kor 12).

1.Kor 14,26 "Wie ist es denn nun, liebe Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder einen Psalm, er hat eine Lehre, er hat eine Offenbarung, er hat eine Zungenrede, er hat eine Auslegung. Laßt es alles geschehen zu Erbauung!"

Vgl. Apg 20,11; 20,17-36; 21,17ff

 

(3) Brotbrechen

Apg 2,42+46 "Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. [...] Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen"
Apg 20,7 "Am ersten Tag der Woche aber, als wir versammelt waren, das Brot zu brechen, predigte ihnen Paulus, und da er am nächsten Tag weiterreisen wollte, zog er die Rede hin bis Mitternacht."
1.Kor 11,20 "Wenn ihr nun zusammenkommt, so hält man da nicht das Abendmahl des Herrn."

 

(4) Gebet

Apg 2,42 "Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet."

Im Gebet herrscht der Lobpreis Gottes vor. Beachtenswert ist auch das gemeinsam gesprochene Amen in der Gemeinde.

1.Kor 14,16 "Wenn du Gott lobst im Geist, wie soll der, der als Unkundiger dabeisteht, das Amen sagen auf dein Dankgebet, da er doch nicht weiß, was du sagst?"

Vgl. Apg 1,14; 2,47; 4,24; 12,12; 21,5

1.Tim 2,8 "So will ich nun, daß die Männer beten an allen Orten und aufheben heilige Hände ohne Zorn und Zweifel."

 

(5) Taufe

Apg 2,41 "Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen."

 

(6) "Geschäfts"versammlung

Apg 6,3 "Darum, ihr lieben Brüder, seht euch um nach sieben Männern in eurer Mitte, die einen guten Ruf haben und voll heiligen Geistes und Weisheit sind, die wir bestellen wollen zu diesem Dienst."

 

(7) Klärung von Lehrfragen

Apg 11,2 "Und als Petrus hinaufkam nach Jerusalem, stritten die gläubig gewordenen Juden mit ihm"
Apg 15,6 "Da kamen die Apostel und die Ältesten zusammen, über diese Sache zu beraten."

 

(8) Gemeindezucht

Mt 18,17 "Hört er auf die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und Zöllner."
1.Kor 5,4-5 "wenn ihr in dem Namen unseres Herrn Jesus versammelt seid und mein Geist samt der Kraft unseres Herrn Jesus bei euch ist, soll dieser Mensch dem Satan übergeben werden zum Verderben des Fleisches, damit der Geist gerettet werde am Tage des Herrn."

 

(9) Missionsversammlung

Apg 13,1-4 "Es waren aber in Antiochia in der Gemeinde Propheten und Lehrer, nämlich Barnabas und Simeon, genannt Niger, und Luzius von Kyrene und Manaen, der mit dem Landesfürsten Herodes erzogen worden war, und Saulus. Als sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der heilige Geist: Sondert mir aus Barnabas und Saulus zu dem Werk, zu dem ich sie berufen habe. Da fasteten sie und beteten und legten die Hände auf sie und ließen sie ziehen. Nachdem sie nun ausgesandt waren vom heiligen Geist,"
Apg 14,27 "Als sie aber dort ankamen, versammelten sie die Gemeinde und verkündeten, wieviel Gott durch sie getan und wie er den Heiden die Tür des Glaubens aufgetan hätte."

 

b) Prinzipien

Im NT lesen wir nie, daß eine Schablone aufgestellt wurde, nach der die Zusammenkünfte ablaufen sollten. Trotzdem waren es keine ungeordneten Versammlungen. Die Briefe machen deutlich, daß der Schwerpunkt auf dem Wort Gottes und den Gebeten liegen sollte.

In jeder Zusammenkunft soll die Freiheit des Heiligen Geistes herrschen.

 

(1) Voll des Geistes

Eph 5,18-19 "Und sauft euch nicht voll Wein, woraus ein unordentliches Wesen folgt, sondern laßt euch vom Geist erfüllen. Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen."
1.Kor 12,3-13 s.d.

Die Leitung durch den Heiligen Geist ist das grundlegende Prinzip neutestamentlichen Gottesdienstes. Wo Er leitet und regiert, werden die anderen Prinzipien als Folge Seiner Herrschaft sichtbar werden.

 

(2) Frieden

1.Kor 14,33 "Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens."

Der Gegensatz zu Unordnung heißt Frieden!

 

(3) Ordnung

1.Kor 14,40 "Laßt aber alles ehrbar und ordentlich zugehen."
1.Kor 1,10 "Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, daß ihr alle mit einer Stimme redet und laßt keine Spaltungen unter euch sein, sondern haltet aneinander fest in einem Sinn und in einer Meinung."
2.Tim 2,14 "Daran erinnere sie und ermahne sie inständig vor Gott, daß sie nicht um Worte streiten, was zu nichts nütze ist, als die zu verwirren, die zuhören."

Es geht nicht um bestimmte Ordnungen, sondern um ein ordentliches Zugehen.

 

(4) Geben statt nehmen

1.Kor 14,26 "Wie ist es nun, liebe Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder einen Psalm, er hat eine Lehre, er hat eine Offenbarung, er hat eine Zungenrede, er hat eine Auslegung. Laßt es alles geschehen zur Erbauung!"

Die Gemeindezusammenkunft lebt von der Beteiligung aller, die gemäß ihrer Gaben am gottesdienstlichen Leben teilnehmen. Gemeinde ist kein SB-Supermarkt!

1.Petr 4,10 "Und dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes;"

 

(5) Unterordnung

Eph 5,21 "Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi."
1.Petr 5,5 "Desgleichen, ihr Jüngeren, ordnet euch den Ältesten unter."

 

Die Form in den Zusammenkünften der Urgemeinde wechselte ständig. Der Geist Gottes herrschte, und es war Freiheit sichtbar. Die Umstände oder Verhältnisse gaben den Inhalt für eine bestimmte Zusammenkunft, und beide gaben der Versammlung eine natürliche, nicht "kanalisierte" Form.

Die Umstände oder Verhältnisse dürfen nicht verändert oder ignoriert werden, um eine Form beizubehalten, sondern die Form muß den Umständen oder Verhältnissen angepaßt werden.

Beispiele:

Apg 12,5 "So wurde nun Petrus im Gefängnis festgehalten; aber die Gemeinde betete ohne Aufhören für ihn zu Gott."
Apg 15,30 "Als man sie hatte gehen lassen, kamen sie nach Antiochia und versammelten die Gemeinde und übergaben den Brief."

Leben schafft Formen (es gibt kein formloses Leben) - aber Formen schaffen kein Leben!

Die Gemeinde Jesu im Westen hat im großen und ganzen das Feingefühl für Umstände oder Verhältnisse verloren, die die Form ändern sollten, wird aber gezwungen sein, die Form in schwierigen Verhältnissen zu ändern (Verfolgung, Krieg, usw.). Immer, wenn Gott Erweckung schenkt, "platzen" Formen. (Die Erweckung bricht meist in vorhandenen, aber erstarrten Formen aus.)

 

c) Zweck und Ziel

Das Ziel des einzelnen Gläubigen beeinflußt die Form der Zusammenkunft in der Gemeinde. Lebt der Einzelne aus der Gemeinschaft mit Gott, dann wird sein Ziel richtig und die Form echt sein.

In 1.Kor 11,17-22 finden wir ein Beispiel für eine falsche Form durch ein falsches Ziel: Etliche Korinther, die Hunger hatten, kamen in der Gemeinde zusammen, um zu essen. Dabei übervorteilten sie die anderen.

Ähnliches auch in 1.Kor 14. Hier prägte das Ziel (die Zungenrede) die Form.

Die Heilige Schrift nennt als Ziele der Zusammenkünfte:

1.Kor 14,26 "Wie ist es nun, liebe Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder einen Psalm, er hat eine Lehre, er hat eine Offenbarung, er hat eine Zungenrede, er hat eine Auslegung. Laßt es alles geschehen zur Erbauung!"
Jud 20-21 "Ihr aber, meine Lieben, erbaut euch auf euren allerheiligsten Glauben, und betet im heiligen Geist, und erhaltet euch in der Liebe Gottes, und wartet auf die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus zum ewigen Leben."
Eph 4,12-16 "damit die Heiligen zugerüstet werden zum Werk des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi erbaut werden, bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollendeten Mann, zum vollen Maß der Fülle Christi, damit wir nicht mehr unmündig seien und uns von jedem Wind einer Lehre bewegen und umhertreiben lassen durch trügerisches Spiel der Menschen, mit dem sie uns arglistig verführen. Laßt uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus, von dem aus der ganze Leib zusammengefügt ist und ein Glied am andern hängt durch alle Gelenke, wodurch jedes Glied das andere unterstützt nach dem Maß seiner Kraft und macht, daß der Leib wächst und sich selbst aufbaut in der Liebe."

Über Fragen und Probleme, die in der Gemeinschaft entstehen können, wollen wir später unter "Seelsorge" mehr sagen.