III. Kapitel: Das Wesen der Gemeinde

 

Viele betrachten die Gemeinde als

Die Lehre der Bibel über die Gemeinde ist genauso klar und bestimmt wie jede andere Lehre. Aber die Kenntnis dieser göttlichen Offenbarung ist selbst bei bibeltreuen Christen oft sehr mangelhaft. Viele christliche Gemeinden wissen nicht genau, wer sie eigentlich sind und was sie wollen.

Deshalb ist die Frage nach der "Gemeinde" sehr aktuell geworden. Überall werden sogenannte "Gemeinde-Seminare" durchgeführt. Selbst in der Volkskirche ist die Frage nach echter Gemeinde aufgebrochen. Die landeskirchlichen Gemeinschaften müssen sich mehr und mehr die Frage nach biblischer Gemeinde stellen lassen. Sogar in der Katholischen Kirche ist seit dem Vaticanum II das Thema "Gemeinde" aktuell. Es wurde dort in den letzten Jahrzehnten mehr über Gemeinde nachgedacht als in den vergangenen Jahrhunderten.

Was ist Gemeinde?

 

1. Definition der Gemeinde

Die Gemeinde ist nach dem NT ein "Geheimnis", das zur Zeit des AT "verborgen" gewesen ist, nun aber "offenbar"

Röm 16,25-26 "Dem aber, der euch stärken kann gemäß meinem Evangelium und der Predigt von Jesus Christus, durch die das Geheimnis offenbart ist, das seit ewigen Zeiten verschwiegen war, nun aber offenbart und kundgemacht ist durch die Schriften der Propheten nach dem Befehl des ewigen Gottes, den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter allen Heiden"
Eph 3,2-6 s.d.

Die Gemeinde ist die Ekklesia (= "Gemeinde") Gottes; sie ist das Volk Gottes.

 

a) Ekklesia

Mt 16,18 "Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen."

Dieses Wort, das Luther mit "Gemeinde" übersetzt, kommt im NT 114 mal vor. Das Wort stammt aus dem politischen Bereich. Die wahlberechtigte und wählbare Bürgerschaft einer Stadt (Freie, nicht Sklaven) hieß bei den Griechen, wenn sie zusammenkam, Ekklesia (= "Gemeinde"). Im NT finden wir 5 mal das Wort Ekklesia im Sinne einer politischen Gruppe oder für das Volk Israel!

Apg 19,39-40 "Wollt ihr aber darüber hinaus noch etwas, so kann man es in einer ordentlichen Versammlung entscheiden. Denn wir stehen in Gefahr, wegen der heutigen Empörung verklagt zu werden, ohne daß ein Grund vorhanden ist, mit dem wir diesen Aufruhr entschuldigen könnten. Und als er dies gesagt hatte, ließ er die Versammlung gehen."
Apg 7,38 "Dieser ist's, der in der Gemeinde in der Wüste stand zwischen dem Engel, der mit ihm redete auf dem Berge Sinai, und unsern Vätern. Dieser empfing Worte des Lebens, um sie uns weiterzugeben."
Hebr 2,12 "und spricht: 'Ich will deinen Namen verkündigen meinen Brüdern und mitten in der Gemeinde dir lobsingen.''"

In der griechischen Umgangssprache des ersten Jahrhunderts nach Christus bedeutete das Wort Ekklesia ganz einfach Versammlung, Treffen, Zusammenkunft.

Etymologisch bedeutet das Wort Ekklesia "die Herausgerufene". So verstanden sich auch die ersten Christen als Herausgerufene: aus der Welt, aus der Sünde, aus dem Verderben, - zu Gott, zur Befreiung, zum ewigen Leben.

Mt 11,28 "Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken."
Joh 6,37 "Alles, was mir mein Vater gibt, das kommt zu mir; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen."
Mt 4,19 "Und er sprach zu ihnen: Folgt mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen!"

Mit Ekklesia übersetzt die Septuaginta (LXX) das hebräische Wort "quahal", mit dem im AT das auserwählte Volk Israel bezeichnet wird. Die Ekklesia Gottes war der "quahal Jahwe", die Versammlung, die von Gott zusammengerufen wurde.

5.Mose 9,10 "und mir der Herr die zwei steinernen Tafeln gab, mit dem Finger Gottes beschrieben, und darauf alle Worte, die der Herr mit euch aus dem Feuer auf dem Berge geredet hatte am Tage der Versammlung."

Das heute geläufige, aber sehr mißverständliche Wort "Kirche" leitete Luther von dem griechischen Wort "Kyriakos" (= dem Herrn gehörig) ab. Es hätte im Grunde genommen eine sehr treffende Bedeutung. Die Gemeinde ist nämlich eine Gruppe von Menschen, die dem Herrn gehört.

Apg 20,28 "So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der heilige Geist eingesetzt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes, die er durch sein eigenes Blut erworben hat."
1.Petr 5,2 "Weidet die Herde Gottes, die euch anbefohlen ist; achtet auf sie, nicht gezwungen, sondern freiwillig, wie es Gott gefällt; nicht um schändlichen Gewinns willen, sondern von Herzensgrund;"

Von den Ausdrücken "Gemeinde", "Kirche", "Versammlung" allein können wir heute nicht mehr feststellen, was Jesus im Sinn hatte, als Er sagte: "Ich werde meine Gemeinde bauen". Dazu müssen wir die Bedeutung von der Ekklesia im NT studieren.

 

b) Volk

Der Begriff "Volk Gottes" hat im AT wie im NT fundamentale Bedeutung. Der Jude gehörte nur zu Jahwe, indem er zum Volk Israel gehörte. Auch im NT geht es nicht nur um die Errettung des einzelnen, sondern auch um das Hinzugefügtwerden zur Gemeinde, zum Volk Gottes des Neuen Bundes!

1.Petr 2,9 "Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, daß ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht;"
Tit 2,14 "der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns erlöste von aller Ungerechtigkeit und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum, das eifrig wäre zu guten Werken."

Hier wird 2. Mose 19,5-6 und 5.Mose 7,6 zitiert. Damit werden Aussagen, die sich ursprünglich allein auf Israel bezogen, auf das neue Volk Gottes, die Gemeinde, angewandt.

 

c) verschiedene Bilder

Etwas vom Wesen der Gemeinde, besonders die Einheit, wird auch in anderen Bildern und Begriffen unterstrichen:

1.Kor 3,9 "Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau."
1.Tim 3,15 "wenn ich aber erst später komme, sollst du wissen, wie man sich verhalten soll im Hause Gottes, das ist die Gemeinde des lebendigen Gottes, ein Pfeiler und eine Grundfeste der Wahrheit."
Kol 2,19 "und hält sich nicht an das Haupt, von dem der ganze Leib durch Gelenke und Bänder gestützt und zusammengehalten wird und wächst durch Gottes Wirken."
Eph 5,32 "Dies Geheimnis ist groß; ich deute es aber auf Christus und die Gemeinde."

Zu einigen Bildern werden wir später noch etwas sagen. (Kapitel IV)

 

2. Universale und lokale Gemeinde

Das Wort Gemeinde wird in der Schrift mit zwei verschiedenen Bedeutungen gebraucht:

Mt 16,18 "Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen."
Mt 18,17 "Hört er auf die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und Zöllner."

Dieses sind die einzigen Stellen in den Evangelien, in denen "Gemeinde" vorkommt. Geht es um die universale Gemeinde (Mt 16,18), dann wird von Gemeinde immer in der Einzahl gesprochen. In Mt 18 haben wir eine Stelle für Gemeindezucht. Hier ist die lokale Gemeinde gemeint. Wir müssen also deutlich zwischen Gemeinde und Gemeinden unterscheiden:

 

a) universale Gemeinde

Wir könnten sie auch "weltweite Gemeinde" nennen. In der Schrift finden wir sie als die Gemeinde Gottes oder auch die Gemeinde Christi:

1.Tim 3,15 "wenn ich aber erst später komme, sollst du wissen, wie man sich verhalten soll im Hause Gottes, das ist die Gemeinde des lebendigen Gottes, ein Pfeiler und eine Grundfeste der Wahrheit."
Mt 16,18 "Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen."

Die universale Gemeinde umfaßt alle Gläubigen von Pfingsten bis zur Entrückung.

Zu ihr gehören sowohl die bereits Verstorbenen, deren Geister schon beim Herrn sind, als auch die noch Lebenden. Sie wird uns als eine Einheit vorgestelllt (z.B. unter dem Bild des Leibes).

Wir finden in der Schrift diese eine alle Gläubigen umfassende Gemeinde sehr oft. (Beachten Sie die Singularform!)

Mt 16,18 "Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen."
Eph 5,25 "Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben,"
Kol 1,18 "Und er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde. Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, damit er in allem der Erste sei."
Hebr 12,23 "und Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel aufgeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten"

Wir betonen, daß die Gemeinde von Menschen gebildet wird, die durch den Heiligen Geist wiedergeboren sind. Er hat sie auch in die Gemeinde hineingetauft, und sie sind so Glieder derselben geworden.

1.Kor 12,13 "Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt."

 

b) lokale Gemeinde

Das NT gebraucht das gleiche Wort für eine örtliche Gruppe von Gläubigen wie für die Gesamtheit aller Christen, nämlich Ekklesia. Diese begrenzte Bedeutung des Begriffes sehen wir zum Beispiel an folgenden Stellen:

Röm 16,16 "Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuß. Es grüßen euch alle Gemeinden Christi."
1.Kor 1,2 "an die Gemeinde Gottes in Korinth, an die Geheiligten in Christus Jesus, die berufenen Heiligen samt allen, die den Namen des Herrn Jesus Christus anrufen an jedem Ort, bei ihnen und bei uns:"
2.Kor 11,28 "und außer all dem noch das, was täglich auf mich einstürmt, und die Sorge für alle Gemeinden."
Offb 1,4 "Johannes an die sieben Gemeinden in der Provinz Asien: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt,"

 

ANREGUNG:

 

(1) Unabhängigkeit

Vom NT her lassen sich keine Zusammenschlüsse einzelner lokaler Gemeinden, weder nach regionalen noch lehrmäßigen Gesichtspunkten, ableiten. Am ehesten könnten wir das bei den Gemeinden in Kleinasien erwarten. Aber davon finden wir keine Spur.

Offb 1,4 "Johannes an die sieben Gemeinden in der Provinz Asien: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind,"
1.Kor 16,1 "Was aber die Sammlung für die Heiligen angeht: wie ich in den Gemeinden in Galatien angeordnet habe, so sollt auch ihr tun!"

Keine Gemeinde ist der anderen unterstellt. Es gibt keine gemeinsame Regierung oder Verwaltung - schon gar nicht in einer Person. Jede Gemeinde hatte ihre Ältesten, die Verwaltungs- und Entscheidungsfreiheit hatten. Aber die beschränkte sich eben auf eine örtliche Gemeinde.

Die Apostel, die in der Regel nicht Gemeindeälteste waren, hatten bestimmte übergemeindliche Vollmachten, aber die beschränkten sich in der Regel auf lehrmäßige Aussagen. In den ethischen und praktischen Dingen haben sie die Gläubigen gelehrt und herausgefordert. Die Durchführung lag dann in den Händen der örtlichen Gemeinde.

Die Selbständigkeit läßt sich auf mehreren Ebenen feststellen:

Die "Weltkirchen"-Theorie der Römisch-Katholischen Kirche mit dem Papst als Stellvertreter Christi an der Spitze ist also ganz unbiblisch!

Genau so unbiblisch ist aber auch die "Volkskirchen"-Theorie der Evangelischen Landeskirchen. Wie schnell bewegen sich auch "Freikirchen" im Fahrwasser dieser Theorie? Das Prinzip der "Repräsentanz durch Leitung" bedeutet Verlust der eigenen Selbständigkeit.

Aus den Bemühungen dieser beiden großen Institutionen mit ihren Hunderten von Absplitterungen soll nun die "Einheitskirche" entstehen. Weil ihre Grundlage - ihr Ansatz - unbiblisch ist, wird auch ihr Aufbau unbiblisch sein.

 

(2) Anerkennung und Verantwortung

Findet sich im NT zwar keine gegenseitige Unterordnung oder gemeinsame Verwaltung, so wird doch die gegenseitige Anerkennung und Verantwortung der Gemeinden deutlich. So wird uns sogar von der Anerkennung der "heidnischen" Gemeinde in Cäsarea durch die "jüdische" Gemeinde in Jerusalem berichtet und von ihrer gegenseitigen Hilfestellung.

Apg 11,18+22 "Als sie das hörten, schwiegen sie still und lobten Gott und sprachen: So hat Gott auch den Heiden die Umkehr gegeben, die zum Leben führt! [...] Es kam aber die Kunde davon der Gemeinde von Jerusalem zu Ohren; und sie sandten Barnabas, daß er nach Antiochia ginge."

Als die Christen in Antiochien von der materiellen Not in Jerusalem erfuhren, halfen sie der Jerusalemer Gemeinde spontan:

Apg 11,29 "Aber unter den Jüngern beschloß ein jeder, nach seinem Vermögen den Brüdern, die in Judäa wohnten, eine Gabe zu senden."

Dieses gegenseitige Helfen war auch eine Gepflogenheit des Paulus:

1.Kor 16,1 "Was aber die Sammlung für die Heiligen angeht: wie ich in den Gemeinden in Galatien angeordnet habe, so sollt auch ihr tun!"

Die Gemeinden dienten einander auch, indem sie Arbeitskräfte austauschten:

Apg 11,25 "Barnabas aber zog aus nach Tarsus, Saulus zu suchen. Und als er ihn fand, brachte er ihn nach Antiochia. Und sie blieben ein ganzes Jahr bei der Gemeinde und lehrten viele. In Antiochia wurden die Jünger zuerst Christen genannt."
Apg 15,22-41 s.d.

So haben sich die Gläubigen gegenseitig ermahnt und ermutigt (Gal 2,1-14). Ging es um Glaubensfragen, so wurden Konferenzen einberufen (Apg 15), die solche Fragen regelten. Die Gemeinde in Antiochia war unabhängig von der Gemeinde in Jerusalem. Sie hätte die aufkommenden Fragen selbst lösen können (zumal mit Männern wie Paulus). Sie wendet sich aber dennoch an die Apostel und Ältesten der Gemeinde in Jerusalem. Deren Beschluß ist wegweisend - nicht nur für Antiochia, sondern auch für andere Gemeinden.

Nicht eine Organisation verband die nt'lichen Gemeinden, sondern der Heilige Geist, der Seinen Ausdruck in der Liebe fand. Diese Liebe bewirkte die Fürsorge für die Gemeinden.

Als bleibende Lehre für spätere Gemeinden entnehmen wir dem NT: Soweit wie möglich handeln die örtlichen Gemeinden selbständig, und soweit wie möglich arbeiten sie übergemeindlich zusammen. Diese Zusammenarbeit geschieht aufgrund eines freiwilligen Entschlusses der örtlichen Gemeinden.

 

c) Verhältnis zwischen universaler und lokaler Gemeinde

Wir können und dürfen diese zwei Größen zwar unterscheiden, aber nicht trennen. Die Unterscheidungsmerkmale werden gelegentlich wie folgt angeführt:

Gemeinde

universal

unsichtbar

nicht erfaßbar

nicht organisiert

-

-

-

-

-

Gemeinden

lokal

sichtbar

erfaßbar

organisiert

Jedes angegebene Stichwort ist eine Teilwahrheit, aber es darf nicht als absolut verstanden werden. Die örtliche Gemeinde existiert nicht unabhängig von der Gesamtgemeinde, denn sie ist Bestandteil von ihr. Von daher kennt das NT auch keine "gemeindelosen" Christen. Wer zur universalen Gemeinde gehört, muß seinen verbindlichen Platz an einem bestimmten Ort finden, wo er Hilfe und Korrektur bekommt. Auch ist es nicht richtig, nur von einer unsichtbaren Gemeinde zu sprechen. Die Gemeinde Gottes besteht aus Menschen mit Fleisch und Blut. Solche Menschen sind immer sichtbar. In ihrer Zielsetzung gelten dieselben Normen für die Gemeinde weltweit wie auch für die lokalen Gemeinden.

Eine lokale Gemeinde ist eine Gruppe Gläubiger, die eine Verpflichtung miteinander eingeht, die Herrlichkeit der universalen Gemeinde an einem Ort vor der Welt zu veranschaulichen.

Jesus sagte von Seiner Gemeinde - der Gesamtzahl der an Ihn Gläubigen -, daß die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden. Welch eine Zusage! Dieses Versprechen gilt nicht bedingungslos der lokalen Gemeinde, die oft im NT in Verbindung mit dem Ortsnamen genannt wird, denn die Bewahrung einer örtlichen Gemeinde hängt von deren Treue zu ihrer Berufung ab. Ein Beispiel für untergegangene Gemeinden sind die Christengruppen in Kleinasien (Offb 2-3). Die örtlichen Gemeinden brauchen beständig An- und Zurechtweisung, wie wir sie in den nt'lichen Briefen finden. Sie bedürfen der Erneuerung und Buße, wie der Heilige Geist sie schenken kann.

 

3. Irrtümer über die Gemeinde

 

a) Gemeinde ist nicht das Volk Israel

Die Gemeinde ist kein zu neuem Leben erstandenes Judentum. Die Gemeinde ist neuer Wein in neuen Schläuchen.

Mt 9,17 "Man füllt auch nicht neuen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißen die Schläuche, und der Wein wird verschüttet, und die Schläuche verderben. Sondern man füllt neuen Wein in neue Schläuche, so bleiben beide miteinander erhalten."

Jesus bezeichnet die Gemeinde als etwas Zukünftiges:

Mt 16,18 "Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen."

Durch Paulus zeigt uns der Heilige Geist, daß das Geheimnis der Gemeinde in den Zeiten des AT nicht bekannt war.

Eph 3,5 "Dies war in früheren Zeiten den Menschenkindern nicht kundgemacht, wie es jetzt offebart ist seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist."

Aus dem Mißverständnis heraus ist z.B. in der Katholischen Kirche das levitische "Priester"tum zu finden. Die Messe ist eine Art Opferung (vom Opfer Christi heißt es "ein- für allemal" Hebr 9,25f). Der einfache Versammlungsraum der ersten Christen ist zum pompösen Altarraum, mit Gold verziert, geworden. Das Ritual wurde an Stelle der freien Geistesleitung eingesetzt. Leider sind von der Evangelischen Kirche viele Riten übernommen worden (z.B. gewisse Liturgien, Sakramente usw.) Auch wenn wir an das Thema "gute Werke" denken, stellen wir eine Art Gesetzeserfüllung aus dem AT fest. (Vgl. dazu auch den Galaterbrief, der jede Verbindung zwischen Judentum und Gemeinde abgebrochen wissen will.)

Wäre das Christentum eine Fortsetzung des Judentums, so würde dies auch bedeuten, daß Israel keine Zukunft mehr hat! - Dann hätte die Gemeinde Israel abgelöst.

Israel Gemeinde
  • Berufung ist irdisch
  • Berufung ist himmlisch
  • Erbe auf Erden (1.Mose 12,1-2; 24,35)
  • Erbe im Himmel (Eph 1,3; 1.Petr 1,4)
  • Anbetung im Tempel (3.Mose 17,8-9)
  • Anbetung im Geist (Joh 4,24)
  • Zukunft: (5.Mose 30,4-5)
    Wiederherstellung im verheißenen Land
  • Zukunft: beim Herrn sein allezeit (1.Thess 4,17)

Trotzdem müssen wir eine Beziehung zwischen dem AT-Bundesvolk und der NT-Gemeinde sehen.

Die Gemeinde wirft ihre Schatten ins AT - im Volk Israel. Vgl.:

2.Mose 19,5-6 "Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern, denn die ganze Erde ist mein. Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein. Das sind die Worte, die du den Israeliten sagen sollst."
1.Petr 2,9 "Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, daß ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht;"

Hebr 8,6-13; Jer 31,31-34; Röm 11

So gehören auch aus Israel viele zur Gemeinde (Röm 11,1-5) Die Gemeinde besteht aus Juden und Heiden.

Röm 10,12 "Es ist hier kein Unterschied zwischen Juden und Griechen; es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen."

Sie ist erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten.

Eph 2,18-22 "Denn durch ihn haben wir alle beide in einem Geist den Zugang zum Vater. So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn. Durch ihn werdet auch ihr miterbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist."

 

b) Gemeinde ist keine Denomination

oder: keine Denomination ist mit Gemeinde gleichzusetzen!

Die vielfältigen Gliederungen in Kirchen, Freikirchen und Gemeinschaften ist in der Lehre des NT von der Gemeinde nicht zu sehen. Im Gegenteil: Wir hören den Apostel Paulus die Gemeinde in Korinth tadeln, weil sie solche Splittergruppen und Spaltungen betont:

1.Kor 1,10-13 "Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, daß ihr alle mit einer Stimme redet und laßt keine Spaltungen unter euch sein, sondern haltet einander fest in einem Sinn und einer Meinung. Denn es ist mir bekannt geworden über euch, liebe Brüder, durch die Leute der Chloe, daß Streit unter euch ist. Ich meine aber dies, daß unter euch der eine sagt: Ich gehöre zu Paulus, der andere: Ich zu Apollos, der dritte: Ich zu Kephas, der vierte: Ich zu Christus. Wie? Ist Christus etwa zerteilt? Ist denn Paulus für euch gekreuzigt? Oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft?"

Denominationen sind Schalen, Formen, die bei der Entrückung der Gemeinde zurückbleiben. In diesen verschiedenen Schalen mögen nun einzelne Gläubige sein - in der einen mehr, in der anderen weniger -, die zur wahren Gemeinde Jesu gehören.

 

c) Gemeinde ist keine Bruder- bzw. Schwesternschaft

In vielen gläubigen Menschen der beiden großen Volkskirchen ist zu allen Zeiten ein Sehnen nach echter Gemeinde aufgebrochen. Ist eine Bruderschaft schon Gemeinde oder gar Modell für Gemeinde?

Um zu einer Bruderschaft zu gehören, muß man "Bruder" sein. Paulus wurde nach seiner Wiedergeburt von Ananias mit "lieber Bruder" angeredet (Apg 9,17). Wir glauben an eine echte Bruderschaft nach dem NT. Diese kann sich auf eine lokale Gemeinde beschränken. Sie kann aber auch überörtlich zustandekommen mit dem Ziel eines bestimmten Dienstes, z.B. Herrnhuter Brüdergemeine (Graf Zinzendorf).

Wir sprechen aber hier von speziellen Bruderschaften. Manchmal können sie mit "Orden" oder "Kommunitäten" bezeichnet werden. Wir wollen nicht grundsätzlich eine negative Haltung ihnen gegenüber einnehmen. Sie können aber nicht als Modell für Gemeinde dienen.

Dazu sei hier auf das Buch von Walter Schulz "Geistlicher Aufbau" (Hänssler-Verlag) hingewiesen. Er zeigt u.a. auf, daß Bruderschaften auf organisatorischem Wege herbeigeführt werden. Menschen mit gleichen Interessen werden zusammengefaßt, um ein bestimmtes Sonderziel zu erreichen. Es gibt Bruderschaften mit mehr ökumenischer Ausrichtung, andere mit mehr katholisierender Ausrichtung (z.B. Evang. Franziskaner, Evang. Oekum. Johannesbruderschaft, Bruderschaft von Taizé). Oftmals verstehen sich diese Bruderschaften als pneumatische Bruderschaft in neutestamentlichem Sinn. Die offensichtlichen Gefahren sind, daß an die Stelle

Dazu kann dann eine Überbetonung der Liturgie, der äußeren Formen, der Gewänder usw. kommen. Menschen innerhalb solcher Lebensgemeinschaften können sich geistlich überschätzen, manchmal neigen sie zu Bindungen an Menschen, die sogar durch die Seelsorge verursacht werden.

 

ANREGUNGEN:

2.Mose 25,9+40 "Genau nach dem Bild, das ich dir von der Wohnung und ihrem ganzen Gerät zeige, sollt ihr's machen. [...] Und sieh zu, daß du alles machest nach dem Bild, daß dir auf dem Berge gezeigt ist."
2.Mose 26,30 "Und die Riegel sollst du mit Gold überziehen. So sollst du die Wohnung in der Weise aufrichten, wie du sie auf dem Berge gesehen hast."
2.Mose 27,8 "Als einen Kasten von Brettern sollst du ihn machen, daß er inwendig hohl sei, wie er dir auf dem Berge gezeigt wurde."
Hebr 8,5 "Sie dienen aber nur dem Abbild und Schatten des Himmlischen, wie die göttliche Weisung an Mose erging, als er die Stiftshütte errichten sollte: 'Sieh zu', sprach er, 'daß du alles machst nach dem Bilde, das dir auf dem Berge gezeigt worden ist.'"

So macht auch das NT klare Aussagen über das Wesen der Gemeinde.

1.Tim 3,15 "wenn ich aber erst später komme, sollst du wissen, wie man sich verhalten soll im Hause Gottes, das ist die Gemeinde des lebendigen Gottes, ein Pfeiler und eine Grundfeste der Wahrheit."